meine Filmkritik
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Es sollte ein Dokumentarfilm werden. Aber ein anderer.
Vor einigen Jahren begeisterte der Hollywoodspielfilm Sanctum die Kinogänger und führte die Zuseher auf eine taucherisch nicht ernstzunehmende Art ins Höhlentauchen ein.
Mit Diving into the Unknown hat Juan Reina einen Dokumentarfilm veröffentlicht, dem beides gelingt: Der dramatische Film über die geheime Tauchmission, eine Geschichte über bedingungslose Freundschaft, bewegt Taucher und Nicht-Taucher.
Wofür lohnt es sich zu sterben?
Gleich zu Beginn stellt der Film diese Frage, und bald wird klar warum: Drei finnische Höhlentaucher erleben ihren schlimmsten Albtraum, als zwei ihrer Buddies bei einem Tauchgang in einer 132m tiefen norwegischen Höhle sterben und sie sie in der Höhle zurücklassen müssen.
Dieser Tauchgang hätte eigentlich nur Teil der Vorbereitung für einen geplanten Weltrekord, den eigentlichen Kern der Dokumentation, sein sollen. Nach dem Unfall wurden die Dreharbeiten gestoppt, später jedoch unter einem neuen Gesichtspunkt wieder aufgenommen, denn als die britischen und norwegischen Behörden die Bergung als zu riskant einstufen, abbrechen und das Tauchen in der Höhle verbieten, planen die vier Finnen eine geheime Mission: Sie wollen ihre Freunde selbst aus der Höhle bergen.
Bemerkenswert offen werden im Film harte, aber wichtige Fragen thematisiert: In welchem Stadium der Zersetzung befinden sich die Körper? Wie können sich die Taucher darauf vorbereiten, ihre verstorbenen Partner zu bergen? Was passiert, wenn die illegale Aktion auffliegt?
Die Entschlossenheit und stoische Herangehensweise der Überlebenden dominiert den Film, aber auch die emotionalen und psychologischen Auswirkungen auf die Freunde werden nicht verschwiegen: Dass sie ihre Freunde zurücklassen mussten, lässt die Männer nicht los.
Es geht ihnen nicht um Heldentum, sie wollen die Aufgabe erfüllen – für die Angehörigen, aber auch, um selbst damit abschließen zu können.
Zurück bei der Plura-Höhle kann einer der Vier nicht mehr in die Höhle tauchen. Seine aufrichtige Entscheidung wird an dieser Stelle fraglos respektiert: ein Konzentrationsfehler, eine emotional getroffene falsche Entscheidung kann weitere Leben kosten.
Wofür lohnt es sich zu sterben?
Die Frage bleibt bis zum Schluss offen und es liegt beim Zuschauer selbst, seine eigene Antwort zu finden.
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