Hintergrundinfos
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Das Plura-Höhlensystem
Die Plura war ein 27km langer Fluss in Norwegen, der zu einem großen Teil (3,8km) unterirdisch verlief. Durch den Bau des Kallvatnet Damms wurde der Plura Fluss beinahe stillgelegt und der unterirdische Verlauf kam in der Plura-Höhle zum Stillstand.
Das Plura Höhlensystem liegt etwa 50 Kilometer östlich von Mo i Rana in Norwegen. Die Höhle hat 2 Eingänge: den Plura-Einstieg und die Steinugleflåget-Höhle.
Der Plura-Einstieg ist bei vielen Höhlentauchern ein sehr beliebter Einstieg. Im Winter ist der See zugefroren, zum Einstieg müssen erst Löcher ins Eis gesägt werden. Im Herbst 2013 entdeckten Patrik Grönqvist und Kai Känkänen eine Verbindung in die Steinugleflåget-Höhle.
Etwa 1 Kilometer vom Plura-Einstieg entfernt befindet sich die Steinugleflåget-Höhle. Der versteckte Eingang zur Höhle ist im Winter nur mit Schneemobil (und im Sommer mit dem Quad) zu erreichen. Die Höhle beginnt als Trockenhöhle und weitet sich nach einem sehr engen Eingangstunnel schnell auf. Sie ist etwa 350m lang und 120m tief.
Die Erforschung der für scharfkantige Felsen und extreme Engstellen bekannten Plura begann bereits in den 90ern. Erst 2013 entdeckten Taucher eine Verbindung zwischen den beiden Einstiegen: inklusive Dekompressionszeit wurden fünf Stunden benötigt, um die über 2.000m lange und bis zu 132m tiefe Strecke zu tauchen.
6. Februar 2014 – der Unfall
Patrik Grönqvist (42), Jari Huotarinen (40), Vesa Rantanen (33), Jari Uusimäki (34) und Kai Känkanen (46) planten, die Plura-Höhle vom Plura-Einstieg her bis zur Steinugleflåget-Höhle zu durchtauchen. Aufgeteilt in zwei Teams wollten sie im Abstand von zwei Stunden starten. Als das erste Team die tiefste Stelle nach etwa einer Stunde überwunden hatte und sich im Aufstieg befand, blieb der zweite Taucher in einer Engstelle stecken. Doch in dem sehr engen und steilen Abschnitt konnte sein Tauchpartner ihm nicht helfen. Er musste zusehen, wie sein Tauchpartner panisch wurde, sich nicht mehr beruhigen konnte und nach etwa 10 Minuten keine Armlänge von ihm entfernt starb. Unfähig, ihm zu helfen, musste er ihn zurücklassen.
Das zweite Team startete ebenfalls nach Plan. Der erste Taucher konnte sich am Toten vorbei durch die Engstelle zwängen, der zweite Taucher geriet jedoch ebenfalls in Schwierigkeiten und ertrank vor den Augen des dritten Tauchpartners, der daraufhin beschloss, den tiefen Teil der Höhle nochmals zu durchqueren und zum Einstieg zurückzukehren. Nach insgesamt 11 Stunden Tauchzeit erreichte auch er die Oberfläche.
Offizieller Bergungsversuch
Für die Bergung der beiden Taucher zog die norwegische Polizei das britische Cave Rescue Council hinzu. Nach einer Woche musste der Bergeversuch jedoch abgebrochen werden, da das Risiko für die Taucher zu hoch war. Die Höhle wurde für das Tauchen gesperrt.
20.-26. März 2014 – Die inoffizielle Bergung
1.100 kg Equipment wurden von einem aus 25-köpfigen Team mithilfe eines Seilzugs in die Höhle geschafft, ein Habitat wurde in der Steinugleflåget-Höhle errichtet und 50 Reserveflaschen sowie Backupscooter wurden in der Höhle deponiert, bevor die insgesamt 12 Taucher in mehreren Teams mit der eigentlichen Bergung beginnen konnten. Das erste Team startete beim Plura-Einstieg, passierte den zweiten Toten und konnte den steckengebliebenen ersten Toten von hinten befreien und an die anderen Teams, die zeitversetzt in der Steinugleflåget-Höhle gestartet waren, übergeben und nach 5 Stunden Dekompression den ersten Tauchgang beenden.
Am nächsten Tag sollte der noch verbliebene tote Taucher geborgen werden. Diesmal startete ein Dreierteam den Tauchgang in der Steinugleflåget-Höhle. Der dritte Taucher des Teams wartete auf 100m um sich später um das verbleibende Equipment zu kümmern, während die anderen beiden die letzten 20m abstiegen und den Toten aus seinem Equipment schnitten. Der unerwartete Auftrieb des Körpers erschwerte die Bergung: sie war länger und anstrengender als geplant.
Nach 32 Tauchgängen (davon 10 über 100m), 101 Unterwasserstunden und 5 Tagen konnten die Taucher ihre Freunde an die Polizei übergeben.
Die ganze Mission fand unter strenger Geheimhaltung statt, da die Höhle offiziell gesperrt war. Bevor die Behörden informiert wurden, schafften die Taucher alles Material aus der Höhle, um einer Beschlagnahmung zu entgehen. Eine ursprünglich im Raum stehende Anklage wegen Verletzung des Tauchverbotes wurde später fallengelassen und einer der Taucher gar vom finnischen Präsidenten für seine Leistungen ausgezeichnet.
Das Team
Das Team bestand aus 12 Tauchern und 13 weiteren Freiwilligen, die bei der Bergung geholfen haben. Der Film konzentriert sich auf die drei Taucher, die den Unfall überlebt haben (Patrik Grönqvist, Kai Känkänen and Vesa Rantanen) sowie Sami Paakkarinen.
Sami Paakkarinen ist ein finnischer Tauchlehrer: bei dem Unfall starben zwei seiner Schüler. Sami, der beim Unfall selbst nicht mit dabei war, kümmerte sich um die Vorbereitungen und die Koordination der Bergung vor Ort.
Den Elektrounternehmer Kai Känkänen traf der Unfall besonders. Als er auf den leblosen Taucher stieß, der den kürzeren Weg zum anderen Einstieg der Höhle blockierte, musste er zurück zum Plura-Einstieg tauchen. Während des ganzen Rückweges, auf dem auch noch sein Scooter ausfiel, dachte er, der einzige Überlebende zu sein. Seither taucht er nicht mehr.
Vesa Rantanen litt nach dem Unfall an DCS-Symptomen und durfte bei der Bergung deshalb nicht selbst tauchen. Er koordinierte die Tauchgänge aus der Steinugleflåget-Höhle.
Patrik Grönqvist, Feuerwehrmann in Helsinki, musste den Tod seines Tauchpartners von Angesicht zu Angesicht miterleben. Der finnische Präsident verlieh im später eine First Class-Medaille des Ordens der Weißen Rose für seinen Beitrag bei der Bergung.
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